Kurzfilmtext
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Wieso ich für Kurzfilme, die ich auf Festivals einreiche, eine Homepage www.lolela.de/kurzfilm einrichte

Im Juni 2018 habe ich begonnen, den Kurzfilm "Ein Kurzfilm mit englischen Übertiteln" auf Festivals im deutschsprachigen Raum einzureichen. Der Film hat drei Ebenen:

1. Das, was zu hören und im Bild zu sehen ist

2. Das, was die Untertitel sagen. Da wird von einem Roboter ein deutscher Text übersetzt, mit den typischen Fehlern aufgrund fehlenden Verständnisses für den Kontext eines Wortes - "Pointe" wird zu "point", "Schluss" wird zu "shure" und so weiter.

3. Der deutsche Text - den ich im Rahmen der Filmidee aber nicht im Film spreche. Dort lalle ich nur, lalle aber mit Blick auf den Laptop, in dem der deutsche Text mich anstrahlt.

Nun wird durch die Einengungen mancher Festival-Anmeldung bereits der Textkommentar auf ein geringeres Maß beschränkt, als mein dem Film zugrunde liegender Text lang ist. Ich kann also nicht auf die Fürsorge des Festivals bauen, dass der deutschsprachige Anteil im Publikum bei Bedarf den deutschen Text, die dritte Ebene des Films, im Programm des Festivals zu lesen bekommt.

Für den Fall, dass das Festival zwar den Film "Ein Kurzfilm mit englischen Übertiteln", nicht aber den Text dazu aufnimmt, verweise ich auf das Internet. Da steht der deutsche Text. Hier sind wir:
     

"Deutsch ist meine Muttersprache. Englisch ist nicht meine Muttersprache. Auf allen Kurzfilmfestivals muss alles in Englisch vorliegen. Filme mit anderer Sprache als Englisch müssen mit englischen Untertiteln unterlegt werden. Bei Kurzfilmen, die ich auf Festivals einreiche, macht es keinen Sinn, deutsch zu sprechen. Also lalle ich parodistische Sprachgeräusche. Denn ich halte es für doof, englisch zu reden, wenn man es nicht als Muttersprache hat.

Mein Film protestiert also schon mal gegen die Herabwürdigung aller anderen Sprachen als Englisch durch Film-Festivals. Klar könnte ich stumm bleiben. "Alle, die nicht englisch reden wollen, können ja zurück zu 1920, zurück zur Pantomime". Das ist doch beleidigend, das ist einschränkend. Nein, ich lalle.

Worum geht es nun diesmal in meinem Film? Ja, "diesmal". Denn Filme von unbekannten Personen unterliegen neben dem Englisch-Reden-Müssen einem zweiten Zwang auf Kurzfilmfestivals: Sie sollen "neu" sein. Ihr Produktionsdatum muss frisch sein. Das ist angesichts der stetigen Schöpfung gleicher Inhalte innerhalb des Kurzfilms seit 1910 ein zweiter Witz, neben dem Witz des Englisch-Zwangs. 90 Prozent aller Kurzfilme sind zeitlos. Sie können quer durch die ganze Filmgeschichte erfunden worden sein, sie können zu jeder Zeit der letzten hundert Jahre stattfinden. Und 90 Prozent der "neuen" Kurzfilme sind in Idee und Geschichte nicht neu. Es gibt diese Idee und diese Geschichte längst, und man kann die Vorgänger nebendran stellen und sich überlegen: Hm, welche Ausführung der gleichen Idee und Geschichte ist besser? Und das "Neue" wird nur gelegentlich die Nase vorn haben.

Habe ich in diesem Text von "Kurzfilmen" geredet? Dann muss sich jetzt schon die Pointe nähern. Denn wenn ich mehr ausführen würde, als dass ich es doof finde, dass ich zum Englischen gezwungen werde angesichts von immer besseren Übersetzungs-Robotern, und dass ich es nur zu einem Drittel richtig finde, wenn neue Produktionen gezeigt werden, und gut zusammgestellte Werke (nicht die Gewinner!) aus allen Zeiten der Kurzfilmerstellung nach meinem Gefühl heutzutage zwei Drittel eines Filmfestivals sein dürften - wenn ich mehr ausführen würde, so rutschte mein Film heraus aus der Kategorie "Kurzfilm". Also mache ich hier, bevor etwas anders passiert als meine Vorrede - ihr könnt euch die nahende Pointe nun sicher schon denken - Schluss."

"German is my native language. English is not my mother tongue. Everything must be in English at all short film festivals. Films with a language other than English must be accompanied by English subtitles. For short films that I submit to festivals, it makes no sense to speak German. So I'm lulling parodic speech sounds. Because I think it's stupid to speak English, if you do not have it as a native language.

My film is protesting against blaspheming all languages other than English through film festivals. Of course I could stay silent. "Anyone who does not want to speak English can go back to 1920, back to the pantomime". That's offensive, that's limiting. No, I'm laughing.

What is this time about in my film? Yes, "this time". After all, films by unknown people are subject to a second compulsion at short film festivals besides the need to speak English: They should be "new". Your production date must be fresh. This is a second joke since 1910, given the constant creation of the same content within the short film, in addition to the joke of English compulsion. 90 percent of all short films are timeless. They may have been invented throughout film history, they can take place at any time during the last hundred years. And 90 percent of the "new" short films are not new in idea and history. There is this idea and this story long ago, and you can put the predecessors next to it and consider: Hm, what execution of the same idea and story is better? And the "new" will only occasionally have the edge.

Did I talk about "short films" in this text? Then the point has to approach. Because if I did more than find it stupid that I am being forced into English in the face of ever better translation robots, and that I find it only right for one-third to show new productions. And well-composed works ( not the winners!) from all times of the short film production to my feeling today two-thirds of a film festival should be - if I would do more, my film slipped out of the category "short film". So I'm doing here, before anything else happens than my preface - you can now imagine the approaching punchline - sure."

    
Beispiel eines Kürzenmüssens

Wenn ich obigen Text z.B. bei shortfilmdepot.com einreiche, kommt aufgrund der Begrenzung auf 300 Zeichen Abkürz-Schwachsinn heraus. Dass überhaupt nichts mehr in deutsch geht, ist bei diesem Internet-Dienst dann "selbstverständlich" auch der Fall. Ohne shortfilmdepot.com nimmt der nur oberflächlich auch Deutsches akzeptierende Interfilm Berlin nichts an. Hier sind die 300 Zeichen:

"German is my native language. English is not my mother tongue. Everything must be in English at all short film festivals. Films with a language other than English must be accompanied by English subtitles. For short films that I submit to festivals, it makes no sense to speak German. So I'm lulling p"  ... und cut.

Um mit 300 Zeichen in englischer Sprache klarzukommen, muss ich nun für shorftilmdepot.com die Worte ballen:

"My film protests against the degradation of all other languages than English.
It has 3 Levels:
1. What can be heard and seen in the picture
2. What the subtitles show - a robot translates a German text with typical errors
3. The German text - click to www.lolela.de/kurzfilm to read the original."